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I.37 - Unfallopfer - Traumapatienten |
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Unfallopfer - Traumapatienten
Was ist ein Trauma?
Als Traume werden in der Medizin alle Verletzungen, Wunden und Schädigungen des Körpersbezeichnet oder der Organe, die durch äußere Gewalteinwirkung enstanden sind. Mehrere Verletzungen durch die selbe Gewalteinwirkung werden als Polytraumebezeichnet. Spätfolgen eines Trauma bezeichnet man als posttraumatisch.
Traumata werden grundsätzlich in "stumpfe" und "spitze" Trauma gegliedert, wobei das Stumpfe Trauma generell akut Lebensbedrohlich ist, das Spitze Traume hingegen "nur" potentiell Lebensbedrohlich.
Kleine Fakten und Zahlen zu Traumata:
etwa 70% der Polytraumatisierten haben ein Thoraxtrauma
5% bis 18% aller Polytraumatisierten haben ein Beckentrauma
etwa 50% der Thoraxtraumapatienten haben einen Hämo- oder Pneumothorax
etwa 65% der Polytraumatisierten haben ein unbemerktes Thoraxtrauma!
4% bis 10% aller Verkehrsopfer haben ein Beckentrauma
Das Thoraxtrauma - Verletzung des Brustkorbs
- mögliche Symptome:
- Dyspnoe bei ansprechbaren Patienten, kann hinweis auf einen Pneumothorax, eine Zwerchfellruptur, Schockzustand, eine Rippen(serien-)-fraktur oder Bronchioruptur sein.
- Hautemphyseme (Luftbeulen unter der Haut, oft infolge eines Spannungspneumothorax) -> Unbedingt Auskultation/Perkussion durchführen!
- Tachykardie (HF > 100)
- Extrasystolen im EKG
- Blutdruckabfall durch Volumenmangel und/oder steigenden intrathorekalen Druck (=> abfall des venösen Drucks)
- mögliche, betroffene anatomische Strukturen:
- Atemorgane
- in form eines (Spannungs-)Pneumothorax,
- Lungenkontusionen (Durch quetschung bedinge Einblutungen führen zur Vergrößerung des Totrausm durch minderdurchblutung der Alveolen),
- Bronchusruptur (Riss der Bronchien),
- Hämothorax (Ansammlung von Blut im Pleuraspalt),
- Diaphragmaruptur (Riss des Zwerchfells)
- Trachealruptur (Russ der Luftröhre)
- Rippen
- in form von Frakturen oder Serienfrakturen (mindestens 3 Rippen in Reihe gebrochen)
- Herz
- in form einer Herztamponade (Kompression des Herzens mit störungen der Herzaktion)
- Gefäße
- Aortenruptur (Riss der Aorta)
- Verdauungstrakt
- Ösophagusruptur (Riss der Speiseröhre)
- Maßnahmen
- Anamnese, Unfallhergang rekonstruieren (um mögliche weitere Trauma zu vermuten und auszuschließen/zu Versorgen), Inspektion des Patienten
- Sauerstoffgabe, Volumenzufurh, Analgesie
- gegebenenfalls Intubation und Beatmung bei unzureichender Oxygenierung
- gegebenenfalls Thoraxdrainage
- mit Krankenwagen in chirurgische Klinik, bestenfalls mit CT
Der (Spannungs-) Pneumothorax:
Bei einem Pneumothorax kann die Lunge sich nicht mehr selbstständig ausdehnen, sie kollabiert. Beim Spannungspneumothorax gelangt zusätzlich Luft in den Pleuraspalt und kann nicht mehr entweichen (Ventilmechanismus). Es kann in seltenen Fällen zu einer Herztamponade führen!
Es kommt zu...
- abgeschwächtem oder fehlendem Atemgeräusch
- hypersonorem Klopfschall
- Zyanose und Abfall der arteriellen Sauerstoffsättigung
- Halsvenenstauung
- ansteigendem Beatmungsdruck
- Abfall des systolischem Blutdrucks (RR < 80 mm/Hg)
- Dyspnoe oder Tachypnoe
Der normale Pneumothorax wird in der Regel gut tolleriert und der Zustand des Betroffenen bessert sich unter Beatmung. Beim Spannungspneumothorax kommt es zum Kreislaufzusammenbruch und Beatmung führt zu einer verschlechterung des Zustandes, das durch den Ventilmechanismus immer mehr Luft in den Pleuraspalt gelangt, die nicht mehr entweichen kann.
Thoraxdrainagen:
- Indikationen:
Relativ
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Absolut |
- Pneumothorax |
- Spannungspneumothorax |
- Hämopneumothorax |
- Transport im RTH bei Polytraumatisierten |
- Rippenserienfraktur |
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- Prophylaktische Anlage bei Beatmung |
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- Material
Großlumige Drainagen, 28CH und größer bei Erwachsenen, 12CH - 16CH bei Kindern. Im absoluten Notfall ist jedes Hilfsmittel zu akzeptieren (Großlumige Viggo, Skalpell, Blasenkatheter, etc.)
- Technik:
Einführen im 4. ICR (Intercostalraum - Zwischenrippenraum), vordere oder mittlere Axilarlinie (nach Bülau, 1875)
(Quelle: Wikipedia)
Beim Spannungspneumothorax gilt die sofortige Entlastung mittels einer großlumigen Viggo im 2. ICR, paramedian (nach Monaldi).
- Komplikationen:
Verletzung der Milz, Leber, Herz und von Gefäßen
Das Beckentrauma
Es kann zu einem Blutverlust von bis zu 5L kommen, was die Gefahr des Beckentraumas aufzeigt.
- Symptomatik:
- Schmerzen im Hüftbereich
- Laufen/Stehen nur unter großen Schmerzen
- Schock durch Blutverlust
- evtl. luxuation des Hüftgelenks
Neben der Luxuation des Hüftgelenks kann es auch zu einem Oberschenkelhalsbruch kommen, beides erkennt man an dem nach innen rotierten Fuß und einer Verkürzung des betroffenen Beins.
- Kurzanamnese:
- Erhebliche, äußere Gewalteinwirkung auf das Becken (Sturz, Schlag, Verschüttung, Quetschung, Überfahren werden, etc.)
- Indirektes Trauma, die sogenannte "Dashboard Injury" durch, z.B. Sicherheitsgurte, Armaturenbrett, etc.
- Sofortdiagnostik, am Unfallort durchzuführen:
- Basischeck
- Vitalzeichen
- Beckenkompressionsschmerz?
- Verminderung der Beweglichkeit des Hüftgelenks?
- Beckenschiefstand?
- Beinverkürzung?
- Beckendeformierung?
- Beckenverschiebung möglich?
- Sofortmaßnahmen:
- Sauersoffgabe wenn nötig
- Notarzt informieren
- i:v. Zuganga
- Sterile Wundabdeckung
-> Bewegung des instabilen Beckens vermeiden!!
- Eine isolierte Beckenfraktur allein führt nie zu lebensbedrohlichen Blutungen!
- Durch Begleitverletzungen wie das Zerreißen des Plexus venosus sacralis kommt es in 1% bis 2% der Beckentraumata zu lebensbedrohlichen Blutungen, die Letalität liegt bei etwa 20%.
-> Also: Bei unerklärlichem Volumenmangelschock auch an ein Beckentrauma denken!
- Klassifikation:
- Open Breack Fraktur: Sprengung der Symphyse, keine Lebensbedrohlichen Blutungen
- Schmetterlingsfraktur: Zerstörung des hinteren Bandapperates, keine Lebensbedrohlichen Blutungen
- Vertikale Scherverletzung: Gesamter Bandapperat zerstört, führt zu Lebensbedrohlichen Blutungen
Anzeichen einer Scherverletzung sind Beinverkürzung und Instabilität des Beckens.
Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Grad 1: Comotio cerebri - Gehirnerschütterung
Grad 2: Contusio cerebri - Gehirnprellung
Grad 3: Compressio cerebri - Gehirnquetschung
Comotio cerebri - Die Gehirnerschütterung:
Durch eine Schädelprellung kurzzeitige, akute Funktionsstörung des Gehirns ohne nachweisbare Gewebestörungen.
- mögliche Symptome:
- Bewusstlosigkeit
- Retrograde Amnesie
- Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel
Es fürht nicht zu neurologischen Ausfällen.
Eine wirkliche Therapie gibt es nicht, dem Patient wird geraten für 24 Stunden auf der Station zur Beobachtung zu bleiben um die Vigilanz und Pupillenraktion nachkontrollieren zu können.
Contusio cerebri - Die Gehirnprellung:
- Symptomatik:
- Störungen der Gehirnfunktion
- Gut lokalisierbare Quetschungsherde in der Großhirnrinde (auch im Gehirnmark, Stammganglien, Kleinhirn und Hirnstamm möglich)
- Folgen können sein....
- Hemiparese
- Aphasie
- Hirnnervenausfälle
- fokale, epileptische Anfälle
- Vegetative Störungen
- Störung der Vigilanz
Als Therapie gilt die Symoptomtherapie, die Gehirnprellung lässt normalerweise von allein wieder nach.
Compressio cerebri - Die Gehirnquetschung:
Verdrängung der Hirnsubstanz durch Raumfordernde Hirnödeme oder einer intercraniellen Hirnblutung, es besteht die Gefahr des Einklemmungssyndroms:
Obere Einklemmung:
- Mittelhirn prolabiert ins Tentorium cerebelli (Kleinhirnzelt)
- Geht der unteren Einklemmung voraus
- ist Reversibel
Untere Einklemmung:
- Kleinhirntonsillen schieben sich in das Foramen magnum
- Einklemmung der Medulla oblongata zwischen Tonsillen und Knochen
- Meistens direkt Lebensbegrenzend
- Folgende vier Blutungen können die Ursache sein:
- intracranielle Blutung
- Epidurale Blutung
- Subdurale Blutung
- Subarachnoidale Blutung
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