Organisation der Krankenhaushygiene
Rechtliche Grundlagen:
-IfSchG
-> Aufzeichnungspflicht nach § 23 Abs. 1:
"Leiter von Krankenhäusern und von Einrichtungen für ambulantes Operieren sind verpflichtet, die vom Robert Koch-Institut nach § 4 Abs. 2 Nr. 2 Buchstabe b festgelegten nosokomialen Infektionen und das Auftreten von Krankheitserregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen fortlaufend in einer gesonderten Niederschrift aufzuzeichnen und zu bewerten. Die Aufzeichnungen nach Satz 1 sind zehn Jahre aufzubewahren. Dem zuständigen Gesundheitsamt ist auf Verlangen Einsicht in die Aufzeichnungen zu gewähren"
(Quelle: www.gapinfo.de)
-> Meldepflicht nach § 6 Abs. 3:
Dem Gesundheitsamt ist unverzüglich das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, als Ausbruch nichtnamentlich zu melden.
(Quelle: www.gapinfo.de
)
- Krankenhausverordnungen der Länder
- Richtlinien für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention nach RKI
- Normwerte nach DIN-Norm
- Unfallverhütungsvorschriften
- Dienstanweisungen
Die Hygienekomission kontrolliert die hygienischen Verhältnisse in Krankenhäusern, legt Verhütungs- und Bekämpfungsmaßnahmen fest unter Berücksichtigung der Therapiemaßnahmen. Außerdem Überwacht sie die Durchführung dieser Maßnahmen. Sie Organisiert Fortbildungen zum Thema Hygiene für das Pflegepersonal. Einberufen wird sie Regelmäßig vom ärztlichen Leiter sowie bei auftreten epidemischer, bzw. pandemischer Krankheiten!
Ein Beispiel für die Zusammensetzung einer Hygienekomission:
- Ärztlicher Direktor
- Abteilungsleiter / Leitender Arzt / Hygienebeauftragter Arzt
- Verwaltungsdirektor
- Pflegedienstleitung
- Krankenhaushygieniker
- Hygienefachkraft
- Apotheker (evtl. Mitglied)
- Mikrobiologe (evtl. Mitglid)
Nosokomiale Infektionen
"Infektionen mit lokalen oder systematischen Infektionszeichen als Reaktion auf das Vorhandensein von erregern oder ihrer Toxine, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder einer ambulanten medizinischen Maßnahme steht, soweit die Infektion nicht bereits vorher Bestand."
Eine nosokomiale Infektion ist also eine im Krankenhaus oder einer anderen stationären Einrichtung (z.B. Pflegeheime, Arztpraxen, etc.) erlangte Krankheit. Dabei gilt das vorhanden sein der Keime nicht als Infektion, da diese keine Symptome hervorrufen. Eine nosokomiale Infektion kann jede Person bekommen, die in zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme steht: Also Patienten und Personal. Als Richtschnur gilt, dass es sich um eine nosokomiale Infektion handelt, sofern die Infektionszeichen maximal 48 Stunden nach einer medizinischen Maßnahme auftreten und alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden.
Ansteckung durch...
- exogene Infektion (ca. 30%): kommt durch äußere einflüsse und ist obligat pathogen, also definitiv krankheitserregend
- endogene Infektion (ca. 70%): kommt durch hauteigene Keime und ist fakultativ pathogen, also unter umständen krankheitserregend (Bsp.: E. coli-Bakterien in Wunden oder im Genitalbereich)
Ursachen und Risikofaktoren nosokomialer Infektionen:
1.) Patientenfaktoren (endogene Risikofaktoren):
Steigerung des Risikos durch krankheitsbedingte Vorschädigung des Patienten, dazu kommt:
- Alter
- Schwere Grunderkrankung
- einschränkung der Immunabwehr
- Mangelernährung
- genetische Faktoren
- Verlust des normalen Schutzmechanismus des Körpers
2.) Umweltfaktoren (exogene Risikofaktoren):
Die Krankenhausumgebung fördert die Ausbreitung nosokomialer Infektionen, dazu kommt:
- nicht desinfizierte Hände des Pflegepersonals
- nähe zu anderen Patienten
- Kontamination von Geräten und anderen Oberflächen
- exposition zu kontaminiertem Wasser
- Bau- und Renovierungsarbeiten (kontaminierte Luft)
3.) Mikrobiologische Faktoren:
- Virulenz des Erregers
- Überlebensfähigkeit des Erregers im Krankenhausmilieu
- Resistenzeigenschaften
4.) Behandlungsfaktoren:
Invasive Maßnahmen, die das Eindringen in den Körper für Krankheitserreger erleichtern können:
- Operationen
- Invasive Diagnostik (Katheter)
- Invasive Therapie (Beatmung, Dialyse)
Die Häufigsten nosokomialen Infektionen (Studie zu Krankenhaushygiene der Universität Essen vom 3. Dezember 2001):
- Harnwegsinfekt: 42%
- Wundinfektionen: 22%
- Pneumonie: 15%
- i.v.-Katheterinfektionen: 2%
- Sepsis: 2%
- Infektionen des Intestinaltraktes: 6%
Folgende Erreger dominieren als Ursache nosokomialer Infektionen:
- E. coli: 22 %
- Enterococcus spp.: 15 %
- S. aureus: 11 %
- Koagulase-negative Staphylococcus spp.: 8 %
- Pseudomonas aeruginosa: 8 %
- Klebsiella spp.: 6 %
- Candida spp.: 6 %
- Sonstige: 25 %.
Durchschnittliche, zusätzliche verweildauer im Krankenhaus durch nosokomiale Infektionen:
- Sepsis - 7,4 Tage
- Post-OP Wundinfektionen - 7,3 Tage
- Pneumonien - 5,9 Tage
- Harnwegsinfekte - 1 Tag
- Mittelwert für alle nosokomialen Infektionen - 4 Tage
Prävention von nosokomialen Infektionen:
Als wichtigste einzelmaßnahme gilt die Händedesinfektion! Laut einer Studie wird nur bei 55,2% aller Tätigkeiten, bei denen eine Händedesinfektion erwartet wird auch tatsächlich eine solche durchgeführt. Desweiteren gilt als Prävention:
- Impfung des (medizinischen) Personals
- Isolierung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten
- Kontrolle der Antibiotika-Anwendung
- Reinigung, Desinfektion, Sterilisation der Umgebung des Patienten, der Gerätschaften und Instrumente
- Einführung und Aufrechterhaltung von geeigneten Systemen zur Funktion, Rinigung und Kontrolle der Wasser- und Luftversorgungssysteme
Studien zu Erfassung der Häufigkeit nosokomialer Infektionen in Deutschland:
Krankenhaus Infektionen Surveillance System (KISS):
Seit 1997 fortlaufende Studie, die versucht eine Vorgabe zu entwickeln für eine einheitliche Methode zur kontinuierlichen Überwachung nosokomialer Infektionen nach einheitlicher Falldefinition. Sie erzeugt Referenzdaten mit Hilfe von über 200 Teilnehmenden Krankenhäusern!
Die KISS-Studie konzentriert sich auf postoperative Wundinfektionen, sepsis im zusammenhang mit ZVK, Pneumonien bei beatmeten Patienten und Harnwegsinfekten bei Patienten mit Harnwegskatheter.
Definition Surveillance: "Surveillanve bedeutet in der Infektionsepidemiologie die fortlaufende, systematische Erfassung, Analyse und Interpretation der Daten bestimmter Infektionen, die Auswertung der Daten und die Weitergabe der Ergebnisse an diejenigen, die diese Informationen benötigen."
- Langmuir AD, 1963
Grundprinziepien der Surveillance:
- Die Berechnung vergleichbarer Infektionsraten um auf mögliche Infektionsprobleme hinzuweisen
- Die Problemanalyse um die möglichen Ursachen aufzudecken
- Maßnahmen zur Problemlösung durch die Umsetzung von Hypothesen und Lösungsansätzen
- Eine Evaluation der vorgenommenen Maßnahmen um eine fortlaufende Datenerhebung zu erhalten
Ziele der Surveillance:
Die Feststellung der endemischen Rate nosokomialer Infektionen, das Erkennen von Veränderung in derer Häufigkeit sowie das Aufdecken von Problemsituationen (z.B.: Einleitung von Interventionsmaßnahmen) und der Nachweis der Effektivität dieser Maßnahmen (Evaluation).
Die Berechnung vergleichbarer Infektionsraten machen auf mögliche Infektionsrisiken aufmerksam, die Problemanalyse macht es möglich die Ursachen aufzudecken. Die Umsetzung von Hypothesen und Lösungsansätzen sind Maßnahmen zur Problembeseitigung und die Evaluation ermöglicht eine fortlaufende Datenerhebung, Auswertung und Aktualisierung!